Immer wieder wird im Internet mit Schönheitsoperationen im Ausland, wie etwa in Tschechien oder Polen, geworben. Die Angebote versprechen oft bis zu 60 % billigere Brustvergrößerungen oder Nasenkorrekturen und werben oftmals mit Urlaub und Schönheits-OP zur gleichen Zeit, quasi als Rundum-Sorglos-Paket. Urlaub zu machen und gleichzeitig die unschönen Fettpölsterchen loszuwerden oder eine schmalere Nase zu bekommen klingt verlockend, oder? All das zudem für einen richtigen Schnäppchenpreis! Doch sollte man bei plastischen Eingriffen im Ausland besser zweimal hinschauen, um negative Überraschungen zu vermeiden und doppelte Kosten durch einen Fehleingriff auszuschließend.
Doch auf was sollte man besonders achten, wenn man mit dem Gedanken spielt, eine Schönheitsoperation im Ausland durchführen zu lassen?
Schönheitschirurg bedeutet nicht automatisch Facharzt
Ebenso wie in Deutschland kann sich auch im Ausland jeder Arzt ohne Weiteres den Titel eines „Schönheitschirurgen“ geben, da es sich nicht um einen geschützten Begriff handelt. Hierfür bedarf es keiner spezifischen Facharztausbildung.
Dagegen ist die Bezeichnung „Facharzt/-ärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ geschützt und erfordert eine offizielle Weiterbildung. Die Weiterbildung nach dem Studium der Humanmedizin beinhaltet eine in der Regel 6-jährige Beschäftigung in Praxen, Universitäts- oder Hochschulkliniken, einschließlich mindestens 600 selbstständig durchgeführten Operationen.
Die Fachärzte sind organisiert in der „Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC)“. Auf deren Website im Internet finden Sie die Möglichkeit, nach zugelassenen Ärzten in verschiedenen Staaten zu suchen und sich somit im Vorhinein abzusichern. Auf der Website der „Internationalen Gesellschaft der ästhetisch-plastischen Chirurgen (ISAPS)“ können Sie sogar weltweit nach anerkannten Fachärzten recherchieren.
Persönliches Gespräch statt Fragebogenanalyse
Oftmals stößt man bei unseriösen Chirurgen im Ausland auf Fragebögen, die es online auszufüllen gilt. Ein paar wichtige Infos, sowie persönliche Daten reichen dem Arzt angeblich aus, um die Operation in die Wege zu leiten. Genau von diesem Verfahren ist jedoch stark abzuraten. Ein persönliches Gespräch ist unbedingt notwendig, um die individuellen Eigenschaften der Person herauszufinden und auf diese bestmöglich eingehen zu können. Nur in einem persönlichen Gespräch kann ein Austausch stattfinden und in vertrauter Umgebung, alle offenen Fragen auf Patientenseite beantwortet werden.
Achten Sie zudem bei der Wahl des Arztes darauf, dass dieser eine Sprache spricht, in der Sie gut und ausgiebig kommunizieren können. Nur dann können Fehler oder Missverständnisse umgangen werden und ein gutes Ergebnis garantiert werden.
Kein deutsches Recht auf ausländischem Boden
Mit Komplikationen oder notwendigen Nachkorrekturen muss bei Schönheitsoperationen generell gerechnet werden. Ein hierfür notwendiges Hin- und Herreisen kann teuer werden. Sollte ein Schadensfall eintreten, so ist der Gerichtsstand dort, wo der Schaden entstanden ist und die Operation stattgefunden hat. Das kann es möglicherweise erschweren, einen Schadensersatz zu bekommen und die Kommunikation leidet unter der Entfernung stark.
Bei Problemen innerhalb der EU kann die unabhängige und kostenlose Verbraucherberatung „Euro-Info-Verbraucher e.V.“ weiterhelfen.
Ein Tipp am Rande: Wenn eine ausländische Klinik in Deutschland wirbt, ist es im Falle eines Schadens einfacher, mit deutschem Recht gegen sie vorzugehen. Auf Nummer sicher gehen Sie zudem immer, wenn Sie sich eine Kopie von allen Verträgen, die Sie unterzeichnen, aushändigen lassen.
Achtsamkeit zahlt sich aus
Neben den schon genannten Informationen und Tipps, gibt es noch einige Details, auf die Sie achten sollten, wenn Sie eine Operation im Ausland in Erwägung ziehen:
- Beachten Sie auf jeden Fall, dass zwischen einem Beratungsgespräch und der tatsächlichen Operation mindestens zwei Wochen Bedenkzeit liegen sollten. Problematisch wird das, wenn eine lange Anreise nötig ist. Lassen Sie sich dennoch nicht zu einer OP drängen, wenn Sie ein ungutes Gefühl haben; ein paar Nächte darüber zu schlafen, kann in keinem Fall schaden und sollte für den behandelnden Arzt kein Problem darstellen.
- Ebenso sollten Sie darauf achten, dass eine kostenlose Nachbehandlung durchgeführt wird. Nicht selten müssen Korrekturen durchgeführt werden.
- Lassen Sie sich nicht von Vorher/Nachher- Bildern im Internet täuschen, mit denen gerne geworben wird. Solche Bilder sind oft bearbeitet und deshalb auch in Deutschland verboten. Zudem können sie nichts darüber aussagen, wie das Ergebnis letztendlich bei Ihnen aussehen wird. Jeder Mensch ist individuell und Hautstruktur sowie Beschaffenheit müssen in einem vorherigen Gespräch begutachtet werden.
- Zu guter Letzt ist es wichtig, auf die Hygiene in der Klinik zu achten. Nicht selten treten Komplikationen, wie Infektionen oder Entzündungen, durch unreine Arbeitsweisen auf.
Gesundheit hat ihren Preis
In allen Fällen gilt: Ihre Gesundheit sollte im Vordergrund stehen! Geben Sie lieber mehr Geld für eine hochwertige Operation in Deutschland aus, wenn Sie keinen passenden Facharzt im Ausland finden. Denn letztendlich sind die Kosten, welche durch eine fehlerhafte Operation entstehen, höher, als eine von Anfang an professionell durchgeführte Behandlung.