Lymphödem- und Lipödemerkrankungen treten nahezu ausschließlich bei Frauen auf und lösen besonders im Anfangsstadium ähnliche Symptomatiken aus. Teilweise können beide Krankheiten auch gemeinsam auftreten, wenn sich zusätzlich zu einem Lipödem ein Lymphödem entwickelt.
Was ist also der Unterschied zwischen beiden Erkrankungen?
Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die in den Beinen und selten auch an den Oberarmen auftritt. Wodurch die Krankheit hervorgerufen wird, ist unklar. Forscher vermuten allerdings einen Fehler im Östrogenhaushalt. Dabei wird mehr Lymphflüssigkeit im Körper produziert als benötigt. Diese kann vom Körper nicht abgebaut werden und lagert sich an. In der Folge schwillt das Gewebe an, wodurch sich das Fettgewebe in den Extremitäten krankhaft verändert. Für Betroffene ist die Krankheit sehr schmerzhaft. Die angeschwollenen Extremitäten reagieren übermäßig auf äußeren Druck und es entstehen bereits bei leichten Berührungen blaue Flecken. Zusätzlich reiben sich die angeschwollenen Oberschenkel wund.
Alltägliche Bewegungen werden durch die Erkrankung eingeschränkt, sodass Betroffene, die unter einem Lipödem in einem schweren Status leiden, nicht selten auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Darüber hinaus leiden die Betroffenen unter den psychischen Folgen der Erkrankung. So wird die Krankheit oftmals nicht erkannt und als Übergewicht abgestempelt. Auch bringen die konservativen Therapieansätze für die Krankheit, wie Sport, gesunde Ernährung und eine Lymphdrainage, in vielen Fällen keine Besserung.
Was ist ein Lymphödem?
Bei dieser Erkrankung staut sich Lymphflüssigkeit im Gewebe, wodurch dieses anschwillt. Im Gegensatz zum Lipödem, dass sich gleichmäßig ausbreitet, kann ein Lymphödem entweder an einem oder an mehreren Gliedmaßen auftreten. Es breitet sich also unsymmetrisch aus. Man unterscheidet zwischen einem primären und einem sekundären Lymphödem.
Der primäre Typ ist angeboren, da in diesem Fall die Lymphbahnen und Lymphknoten nicht richtig ausgebildet sind. Die Erkrankung lässt sich daran erkennen, dass es von oben nach unten aufsteigt. Sie beginnt in den Füßen und breitet sich von dort bis in die Oberschenkel aus. In 94 % der Fälle tritt diese Form des Lymphödems in den Beinen auf.
Ein sekundäres Lymphödem tritt infolge einer Operation, einer Verletzung oder einer Krankheit auf. Die Beschwerden treten in den meisten Fällen einseitig auf und wandern von oben nach unten, also zum Beispiel von der Achsel bis zur Hand. Sie können auch infolge einer Infektion durch Viren, Bakterien, Pilze oder Insekten oder Jahre nach einer Operation auftreten. Auch durch bestimmte Chemotherapien kann die Erkrankung ausgelöst werden.
Bei einem sekundären Lymphödem sind in mehr als 60 % der Fälle die Arme betroffen, die restlichen Fälle verteilen sich auf die Beine, den Hals oder andere Körperteile.
Ein Anzeichen für das Vorliegen eines Lymphödems sind die im Gegensatz zu einem Lipödem angeschwollenen „Kastenzehen“. Ein anderes Anzeichen eines Lymphodems ist das sogenannte „Stemmersche Zeichen“. Dies bedeutet, dass sich die Hautfalte zwischen den Zehen, sofern die Beine betroffen sind, oder zwischen den Fingern, wenn die Arme betroffen sind, nicht mehr bewegen oder anheben lässt. In der Regel ist die Erkrankung nicht schmerzhaft, solange keine Entzündung vorliegt. Trotzdem sollte die Erkrankung unbedingt behandelt werden.
Behandlung von Lipödem und Lymphödem
In der Behandlung beider Erkrankungen gibt es einige Gemeinsamkeiten. Beide Krankheiten sind nicht heilbar, deshalb sollte die Krankheit in einem möglichst frühen Stadium erkannt und behandelt werden. Bei beiden Erkrankungen kann eine „Komplexe physikalische Entstauungstherapie“, bestehend aus Kompressionstherapie und manueller Lymphdrainage, angewandt werden, um überschüssiges Gewebe abzubauen. Im Anschluss wird der Effekt der Therapie durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen und Bewegung verstärkt. Ein Lymphödem kann in den meisten Fällen mit einer konsequenten Entstauungstherapie in Schach gehalten werden.
Werden die Lymphgewebe regelmäßig entstaut, beeinträchtigt das Lymphödem den Patienten im Idealfall nicht allzu intensiv. Bei einem Lipödem in einem schweren Status helfen diese konservativen Behandlungsmethoden oft nur noch bedingt. Hier ist häufig eine Liposuktion, also eine Fettabsaugung, unausweichlich.