Schwitzen ist gesund. Das haben sicherlich die meisten Menschen bereits einmal gehört und grundsätzlich ist das auch richtig: Sobald dem Körper innerlich zu warm ist, wird die Schweißausschüttung aktiviert, um den Körper wieder auf eine angenehme Temperatur herunter zu kühlen. Diese Art der Thermoregulation ist ein überlebenswichtiger Vorgang, um den Körper vor einer Überhitzung zu schützen. Neben der Steuerung der Temperatur werden beim Schwitzen Giftstoffe aus dem Körper ausgeschwemmt. Daher wird dem Saunabesuch auch ein so hoher gesundheitlicher Stellenwert zugeschrieben.
Die natürliche und wichtige Körperfunktion des Schwitzens ist bei einigen Menschen gestört. Es wird mehr Schweiß produziert, als notwendig wäre, um die eigene Temperatur zu regulieren.
Übermäßiges Schwitzen – nicht nur im Sommer
Die Hyperhidrose, also die vermehrte Produktion von Schweiß, ist ein für viele Betroffene sehr unangenehmes Thema. Vielfach entsteht ein hoher Leidensdruck, der oftmals damit einhergeht, dass die Symptomatik sich verschlimmert, anstatt sich zu verbessern. Bei vielen Patienten sind besonders die Achseln betroffen. Hände, Füße oder aber eine Verteilung über den gesamten Körper sind ebenfalls möglich.
Kennzeichnend für eine Hyperhidrose ist vor allem ein unkontrolliertes Schwitzen zu Zeitpunkten, an denen es eigentlich nicht erforderlich ist, beispielsweise an kalten Tagen.
Es werden verschiedene Schweregrade der Hyperhidrose unterschieden, welche von eher kleinen bis hin zu sehr großflächigen Schweißflecken reichen können. Der Übergang ist fließend, sodass eine klare Zuordnung oft nicht möglich und auch nicht nötig ist.
Besonders im Sommer werden Schweißflecken sichtbar. Unter einem Jackett lassen sich diese zwar unter Umständen verbergen, jedoch ist das wohl kaum eine optimale Dauerlösung. An besonders heißen Tagen führt eine zu warme Bekleidung oft nur zu noch stärkerem Schwitzen mit der unangenehmen Folge, dass ein Hemd oder die Bluse nicht nur einmal am Tag gewechselt werden muss.
Ursachen für Hyperhidrose
Die möglichen Ursachen einer übermäßigen Schweißproduktion sind vielfältig. Jeder kennt sicherlich das Gefühl, vor einer Prüfung nervös zu sein und stärker zu schwitzen, als dass das normalerweise der Fall ist. Das ist noch kein Grund zur Beunruhigung, sondern eine gewöhnliche Reaktion des Körpers. Schon beim Essen von scharf gewürzten Speisen oder übermäßig großen Mahlzeiten wird der Stoffwechsel angeregt und Energie verbrannt, welche den Körper aufheizt. Auch starke Gefühle, wie Wut oder die Aufregung vor einem wichtigen Termin, können zur übermäßigen Produktion von Stresshormonen führen, welche wiederum die Schweißproduktion ankurbeln.
Übermäßiges Schwitzen wird jedoch bei betroffenen Personen in unangenehmen Situationen oftmals noch verstärkt. Das kann zu einem psychischen Teufelskreis führen, den es möglichst frühzeitig zu erkennen gilt, um entsprechend gegenzusteuern.
Bei erstmaligem Auftreten im Erwachsenenalter können nervöse Erkrankungen, beispielsweise eine Angststörung, die Ursache für übermäßiges Schwitzen sein. Darüber hinaus kann eine dauerhafte, hormonelle Veränderung, wie es beispielsweise im Rahmen der Wechseljahre der Fall ist, den Körper stark beeinflussen und eine Hyperhidrose auslösen. Übergewicht gehört neben den genannten Faktoren zu einem weiteren, häufigen Indikator bei Betroffenen.
Selbsthilfemöglichkeiten bei einer Hyperhidrose
Es gibt einige Möglichkeiten zur Selbsthilfe bei einer Hyperhidrose. Besonders wichtig ist es, auf eine gesunde und vitaminreiche Ernährung zu achten. Die Aufnahme von genügend Flüssigkeit, möglichst in Form von Mineralwasser, gleicht den hohen Flüssigkeitsverlust und den Verlust von Mineralsalzen beim Schwitzen aus. Das führt nicht dazu, dass Betroffene vermehrt schwitzen.
Auf besonders scharfe Produkte sollte weitestgehend verzichtet werden. Schwarzer Tee und Kaffee fördern ebenfalls die Schweißproduktion, sodass diese Getränke nur in kleinen Mengen konsumiert werden sollten.
Die Reduktion von Übergewicht kann eine deutliche Erleichterung mit sich bringen, welche das übermäßige Schwitzen auf ein normales Maß reduziert. Sport hilft dem Körper dabei, in einer Belastungssituation zu schwitzen und dient zudem dazu, den Stress zu reduzieren.
In einigen Fällen kann die Zuhilfenahme eines Psychotherapeuten angebracht sein. Das ist insbesondere der Fall, wenn Ängste hinzukommen oder eine soziale Abschottung das Leben eines Betroffenen dominiert.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten
Es bestehen verschiedene Möglichkeiten, um die unangenehme Schweißproduktion zu blockieren. Eine Variante ist die Injektion von Botulinumtoxin.
Der Vorteil der Methode besteht vor allem darin, dass die Behandlung an allen Körperregionen möglich ist. Zudem ist keine Operation erforderlich. Jedoch lässt die Wirkung nach etwas sechs Monaten nach, sodass eine Behandlung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss.
Eine langfristige Lösung des Problems ist nur in der Region unter den Armen möglich. Hier besteht die Möglichkeit einer Schweißdrüsenabsaugung, unter Umständen in Kombination mit einer Ausschabung der betroffenen Stellen, um die Schweißdrüsen dauerhaft zu entfernen.
Neben diesem operativen Eingriff gibt es die Möglichkeit einer Laserbehandlung. Hierbei werden die Schweißdrüsen mithilfe des Lasers dauerhaft zerstört. Es sind unter Umständen zwei bis drei Behandlungen notwendig, um die Schweißdrüsen restlos zu beseitigen. Das nicht mehr funktionsfähige Gewebe wird durch den Körper abgebaut.
Besonders bei sehr stark unter Hyperhidrose leidenden Betroffenen kann eine medizinische Behandlung das Selbstwertgefühl enorm steigern. Die Angst durch nasse Achseln oder unangenehmen Körpergeruch aufzufallen, wird dadurch mittels eines relativ simplen Eingriffs besiegt.